Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 2012_27 - 27.09.2012

Viele Vollzeitbeschäftigte im Main-Kinzig-Kreis künftig von Altersarmut bedroht

Jede/r zweite Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job verdiente 2010 im Main-Kinzig-Kreis weniger als 2.682 € brutto im Monat. Einmalige Leistungen wie Überstundenzuschläge oder Weihnachtsgeld sind dabei berücksichtigt und Auszubildende nicht mitgezählt. Erstmals hat der DGB differenzierte Daten zu den Verdienstunterschieden im Main-Kinzig-Kreis vorgelegt, die auf einer Sonderauswertung der Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung beruhen. Danach verdienten Vollzeitbeschäftigte im Main-Kinzig-Kreis durchschnittlich 299 € im Monat weniger als im hessischen Landesdurchschnitt.  Im bundes-weiten durchschnitt sind es 20 € weniger.  Aber auch im Main-Kinzig-Kreis zeigen sich große Unterschiede zwischen den Beschäftigten-gruppen: 

  • Männer erzielten meist ein deutlich höheres Bruttomonatsentgelt als Frauen. Im Mittel verdienten sie 2.877 € brutto im Monat gegenüber nur 2.286 € bei den Frauen. Dieser große Verdienstunterschied von 591 € monatlich erklärt sich wesentlich durch die geschlechts-spezifischen Tätigkeitsschwerpunkte; so arbeiten Frauen häufig im Dienstleistungssektor mit einem relativ niedrigeren Entlohnungs-niveau gegenüber dem Produzierenden Gewerbe, wo Männer häufiger tätig sind. Aber auch die Lohndiskriminierung von Frauen hat nach gewerkschaftlicher Einschätzung einen Einfluss auf dieses Lohngefälle.
  • Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung verdienten im Main-Kinzig-Kreis durchschnittlich nur 2.331 € brutto im Monat und damit ebenfalls weniger als in anderen Landesteilen Hessen.
  •  Doch auch im Main-Kinzig-Kreis ist der Abstand zwischen gering- und gutverdienenden Beschäftigten beachtlich. Jene mit Hochschul-abschluss kommen im Schnitt auf einen mehr als doppelt so hohen Bruttoverdienst wie jene Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Große Verdienstabstände zeigen sich folglich nicht nur bei Teilzeitarbeit, sondern auch bei Vollzeitbeschäftigung. Die Angst vieler Beschäftigter, dass sie mit ihrer Rente im Alter nicht auskommen, ist nicht unbegründet. Insbesondere Frauen sowie Arbeiter ohne abgeschlossene Berufs-ausbildung sind oftmals von Altersarmut bedroht. Altersarmut sei zwar noch kein größeres Massenproblem, doch in Zukunft droht ihre Zahl deutlich anzusteigen. Durch die geplante Senkung des Rentenniveaus auf 43 % müssen Beschäftigte mit einem Einkommen von 2.500 € im Monat 35 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um mehr als Grund-sicherung im Alter zu bekommen. Bei einem Monatseinkommen von knapp 2.200 € droht bei Renteneintritt immer noch Sozialhilfe-bedürftigkeit, selbst wenn man 40 Jahre gearbeitet und Rentenbeiträge gezahlt hat.

2010 verdiente aber mehr als die Hälfte aller vollzeitbeschäftigten Frauen im Main-Kinzig-Kreis nur knapp über 2.200 € brutto; dies gilt ebenso für gut 50 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten ohne Berufsabschluss. Die Folgen der Absenkung des Rentenniveaus werden in der Zukunft für viele Beschäftigte in der Region gravierend sein.

Median (mittleres) monatliches Bruttoarbeitsentgelt sozialversicherter Vollzeit-beschäftigter (ohne Auszubildende) im Main-Kinzig-Kreis  2010 in €

Kreis

Main-Kinzig

Hessen

alte Bundesländer

neue Bundesländer

insgesamt

davon

Männer

Frauen

2.682

 

2.877

2.286

2.981

 

3.218

2.572

2.835

 

3.085

2.379

2.068

 

2.094

2.018

 

Alter 25 bis 50 Jahre

 

2.690

 

3.021

 

2.870

 

2.069

ohne Berufsausbildung

2.331

2.395

2.377

1.706

mit Berufsausbildung

2.780

2.986

2.902

2.053

mit Fachhoch-/Hochschulabschluss

5.156

5.082

4.933

3.803

Quelle: eigene Berechnungen nach: BA-Entgeltstatistik

 

 


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